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Fuchsien Züchtung -- eigene Erfahrungen

Wer künstlerisch wenig begabt ist, aber dennoch den Wunsch hegt, ein schönes Kunstwerk seinen Mitmenschen schenken zu können, findet in der Züchtung einer neuen Blumensorte eine Alternative, um ans Ziel zu kommen. Wie mit jedem wertvollen Werk, muss man bereit sein, viel Zeit und mühsame Kleinarbeit zu investieren.
Diese Arbeit fängt bei mir im Fuchsiengarten an. Immerhin hat man die Möglichkeit und Hoffnung nach einem Jahr zum erwünschten Ergebnis gelangen zu können. Denn die in einem Sommer/Herbst ausgesäten Samen, werden im nächsten Sommer schon zum ersten Mal blühen.
Also, nachdem ich Blüten und Pflanzen meiner Sammlung genau betrachtet habe, beginnt bei der ersten Blüte im Jahr das, was ich "Biene Spielen" nenne; jedoch nicht willkürlich sondern gezielt und dokumentiert. Zwei schöne Pflanzen werden ausgesucht, eine Mutterpflanze (die zu bestäubende) und eine Vaterpflanze (Blütenstaubspender). Kurz bevor sich die zu bestäubenden Blüten von selbst öffnen, hilft man mit leichtem Druck ein wenig nach. Um einer Selbstbestäubung vorzubeugen, werden die Staubfäden entfernt. Sobald die Narbe feucht, klebrig ist, kann die Kreuzung durchgeführt werden. Dies mache ich mit der Hand und versuche die Narbe möglichst vollständig mit Blütenstaub zu bedecken, denn weitere Maßnahmen, eine Fremdbestäubung auszuschließen, mache ich nicht. Die Gefahr die Blüten abzubrechen oder Fäulnisgefahr ist zu groß. Bei jedem Wechsel der Vaterpflanze muss ich mir natürlich die Hände waschen. Umgehend werden die Blüten mit farbigen Wollfäden gekennzeichnet und auf Einstecketiketten die Daten: "Mutter" x "Vater" plus Tagesdatum notiert. Dieses Etikett begleitet die Kreuzung auf dem ganzen Weg, vom Pikieren über weiteres Umtopfen bis zur Blüte.
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Die Frucht ist gekennzeichnet und wird von der Pflanze entfernt.
Dieses "Biene Spielen" ist schon der erste mühevolle, zeitintensive Schritt, denn Fuchsien besitzen verschiedene Chromosomenzahlen; nicht jede Fuchsie kann mit jeder anderen erfolgreich gekreuzt werden. Mir bleibt nichts übrig, als es einfach zu probieren. Nach ca. einer Woche fällt schon vieles ab, und viele Pflanzen bilden zwar Früchte, die jedoch keine keimfähigen Samen enthalten. In diesem Fall kommt die Freude oder große Enttäuschung erst nach ca. vier Wochen. Die verblühte Blüte wird nach einiger Zeit abfallen, und es bleiben nur die befruchteten Beeren an der Pflanze zurück. Regelmäßig, meistens beim Giessen, kontrolliere ich, ob sie vorankommen.
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Die freigelegten Samenkörnchen.
Kurz nachdem die Beeren anfangen, rot zu werden, werden sie von mir geerntet und, falls Samen gebildet wurden, diese sofort (mit Datum notiert) ausgesät. Es ist schon vorgekommen, dass bei voll ausgereiften Früchten ein Vogel mir bei der Ernte zuvor gekommen ist. Wie viele Samen mögen das Ergebnis der Mühe sein? Es können viele, 60 bis 80 sein, aber sehr oft nur 1 bis 8. Um die Samen aus dem saftigen Fruchtfleisch zu lösen, schneide ich mit dem Fingernagel an den vier meist von außen gut sichtbaren Trennwänden entlang. Mit einem Zahnstocher werden die einzelnen Samen ausgelöst und auf Anzuchterde (von Compo Sana) ausgesät; oben drauf und nicht mehr mit Erde zugedeckt. Diese wird vorher in durchsichtige Plastik- Eisbecher
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Die Samenkörner in ihrem Brutkasten.
gefüllt und mit verschließbarem Deckel versehen. Dieser Eisbecher bildet ein perfektes Minitreibhaus, das auch bis zur Keimung nicht austrocknet. Nun gehen die Meinungen der Fachleute auseinander. Sind Fuchsiensamen Dunkel- oder Lichtkeimer? Ich habe beides ausprobiert und freudig festgestellt, dass sich die Natur vom Fachwissen nicht beirren lässt; so oder so keimen sie! Hilfreich ist auf jeden Fall Bodenwärme.
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Die Keimung hat begonnen.
Nach ca. 14 Tagen fangen die ersten Samen an zu keimen. Ab September in den dunklen Monaten des Jahres stelle ich die Becker unter eine vollspektrale Energiesparlampe. Nachdem die Keimlinge den Deckel erreicht haben, wird dieser entfernt; bei schwächeren Keimlingen
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Unter einer zusätzlichen Lichtquelle.
erfolgt vorerst eine stundenweise Gewöhnung an die trockenere Luft. Wenn sie groß genug sind, dass man sie gut anfassen kann, wird pikiert. Bei mir wird hier bereits die erste Auslese
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Nun wollen die Pflänzchen höher hinaus, das Dach muss entfernt werden.
durchgeführt, denn nur die kräftigsten 6 bis 8 werden getopft, die Kreuzung erfasst und nummeriert. Die weitere Behandlung ist wie bei Stecklingen. Alle anderen werden vernichtet.
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Das vorläufige Ergebnis einer Entwicklungskette, aber wie werden die Blüten aussehen?
Meiner Meinung nach ist die schönste Blüte nichts wert, wenn die Pflanze nichts taugt. Trotzdem habe ich 400 bis 600 Sämlinge im Jahr, die bis zur Blüte gepflegt und herangezogen werden. Der Großteil hiervon wird ebenfalls vernichtet. Manche Grenzfälle erhalten eine zweite Chance oder werden für Züchtungszwecke verwendet ohne eingeführt zu werden. Hauptsächlich wird nur bei mir getestet, denn allein die Anzahl der Pflanzen sorgt dafür, dass sämtliche Fuchsien in meinem Garten ein schweres Leben haben. Wer meckert, landet gleich auf den Kompost!

Quelle: Wade Burkhart, www.fuchsien-burkhart.de

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